Erfahrungsbericht Sony Alpha a1

Erfahrungsbericht Sony Alpha a1

Marcel Burkhardt interessiert sich seit seiner Kindheit für die Vogelwelt. Als einer der Ersten durfte er die neue Sony Alpha a1 auf Herz und Nieren testen und hat anschliessend seine ersten Eindrücke in unserem Blog niederschreiben. Erfahre in unserem exklusiven Blog mehr über seine ersten Erfahrungen mit der neuen spiegellosen Sony Alpha a1.

Sony Alpha a1The One

Zur Sony Alpha a1

Sony erweitert die Möglichkeiten herkömmlicher Bildgebungstools durch innovative Technologie, um eine beispiellose Kombination aus Auflösung und Geschwindigkeit sowie intuitiver Bedienung zu bieten. Die Sony Alpha a1 bietet neue Bildgebungsleistungen sowie effiziente Arbeitsabläufe für neue kreative Freiheit.

Vogelfotografie mit der Sony Alpha a1

Die meisten Vögel sind klein, sehr scheu und flink. Zudem sind die Tiere in der Regel früh morgens bei noch schwachem Licht am aktivsten. Als Vogelfotograf brauche ich daher eine Kamera, die idealerweise eine hohe Auflösung mit einem schnellen, zuverlässigen Autofokus und einem guten Rauschverhalten kombiniert. Mit der Sony Alpha 9 II habe ich eine Kamera mit sehr schnellem Autofokus und sehr gutem Rauschverhalten gefunden – vermisse aber sehr häufig die Möglichkeit, einen kleineren Ausschnitt zu wählen.

Mit der Alpha 1 hat Sony nun eine Kamera auf den Markt gebracht, welche alle meine Anforderungen erfüllen sollte: hohe Geschwindigkeit und Auflösung sowie gutes Rauschverhalten. So war ich sehr gespannt, wie sich die Kamera im Einsatz bewährt und freute mich, als meine Neuanschaffung bereits Anfang April geliefert wurde. Coronabedingt musste ich aber leider eine geplante Fotoreise absagen und so entstanden die ersten Bilder mit der A1 auf verschiedenen Fotoausflügen in der Schweiz.

Bereits vor dem eigentlichen Fotografieren habe ich sehr positiv vermerkt, dass die Alpha 1 keinerlei Verzögerung mehr hat. Die Kamera ist direkt nach dem Einschalten oder nach dem Aufwecken aus dem Ruhemodus einsatzbereit – keine Szenen werden mehr verpasst, weil die Kamera erst hochgefahren wird. Dies und der sehr hoch auflösende Sucher ohne Blackout lassen mich vergessen, dass ich mit einer spiegellosen Kamera arbeite.

Geschwindigkeit und blackout-freier Sucher

Fliegende Vögel zu fotografieren gehört wohl mit zu den schwierigsten Unterfangen in der Fotografie. Die Vögel in brauchbarer Distanz, bei der hohen Geschwindigkeit und den abrupten Richtungsänderungen zu verfolgen, braucht viel Übung, Geduld und Durchhaltewillen. Dank des blackout-freien Suchers der A1 sehe ich die Vögel während der ganzen Aufnahmesequenz ohne Unterbrechungen.

Die enorm schnelle Bildfolge erfasst nun auch die ganz schnellen Bewegungen in unterschiedlichen Positionen. Dies erlaubt es mir, genau jene Flügelstellung herauszusuchen, welche am besten passt.

Selbst bei den enorm schnellen Flügelbewegungen habe ich bei Verwendung des elektronischen Verschlusses bei keinem Bild irgendwelche Verzerrungen festgestellt – anders als das etwa bei der Sony A7 IV der Fall war. Ich zögere nun keinen Moment mehr, alle meine Vogelbilder mit dem elektronischen Verschluss zu machen: Ich bin nun also absolut geräusch- und verschleissfrei unterwegs.

Rauchschwalbe: Aufgenommen im Kanton Tessin mit Sony A1 mit FE 200-600mm F5.6-6.3 G OSS bei 30 Bilder pro Sekunde: Die 15 Bilder entsprechen knapp einer halben Sekunde Aufnahmesequenz. Aufnahmedaten: 1/3200 s; F6,3; ISO 4000

Auflösung

Damit meine Bilder auf 4K-Bildschirmen ohne Vergrösserung betrachtet werden können und für den Druck in ausreichender Auflösung bereit stehen, versuche ich wenn immer möglich, einen Beschnitt von 4000 Pixel auf der längeren Kante nicht zu unterschreiten. Selbst mit grossen Brennweiten von 600mm und mehr ist es meist schwierig entsprechende Bilder zu machen. Da ich bei der Alpha 1 auch mit dem APS-C Modus noch eine Auflösung von 21 Mio. Pixel zur Verfügung habe, gelingen mir solche Aufnahmen nun häufiger.

Wendehals: Aufgenommen im Kanton Wallis mit 840mm und APS-C Modus, was einer Brennweite von 1260mm entspricht. Sony A1 mit FE 200-600mm F5.6-6.3 G OSS + 1.4X Teleconverter. Aufnahmedaten: 1/1250 s; F9; ISO 640
Zaunkönig: Der nur gerade 11cm grosse Zaunkönig aufgenommen im Kanton Luzern mit FE 400mm F2.8 GM OSS + 1.4X Teleconverter. Trotz starkem Beschnitt resultiert immer noch eine Auflösung von mehr als 5000 Pixel. Aufnahmedaten: 1/2000 s; F4; ISO 640

Dynamikumfang

Auch starke Kontrastumfänge werden von der Kamera gut gemeistert, ohne dass dabei weisse Stellen ausfressen oder schwarze Partien absaufen. Der Spielraum für die Nachbearbeitung ist gross und hilft auch schwierige Situationen zu bewältigen, bei denen früher nicht der ganze Umfang abgebildet werden konnte.

Kiebitz: Aufgenommen im Kanton Luzern mit Sony A1 mit FE 400mm F2.8 GM OSS + 1.4X Teleconverter. Aufnahmedaten: 1/2500 s; F4; ISO 400

Rauschverhalten

Das Rauschverhalten hat mich für eine so hochauflösende Kamera sehr positiv überrascht. Bei welchem ISO-Wert die Schmerzgrenze liegt, hängt vom persönlichen Empfinden ab. Für mich sind die Ergebnisse selbst bei diffusen Lichtverhältnissen noch bei ISO 6400 durchaus befriedigend und das Bildrauschen kann mit den gängigen Bildbearbeitungsprogrammen problemlos entfernt werden. Ohne einen 1:1 Test durchgeführt zu haben, schätze ich den Unterschied zur Alpha 9II auf ca. eine Stufe. Erfreulich ist auch, dass bei hohen ISO-Werten kaum Farbverschiebungen auftreten und Details klar abgebildet werden.

Gebirgsstelze: Aufgenommen im Kanton Aargau mit Sony A1 mit FE 400mm F2.8 GM OSS bei ISO 6400. Aufnahmedaten: 1/1000 s; F4,5; ISO 6400

Augen AF bei Vögeln

Gerade bei sich schnell bewegenden Vögeln ist es sehr schwierig, den Fokus wirklich auf dem Auge zu halten und so sitzt die Schärfe bei vielen Bildern nicht 100%. Der AF war auch bei der A9II schon extrem schnell und zuverlässig. Leider sind aber vielfach die näher an der Kamera liegenden Schultern scharf und nicht das Auge – gerade, wenn der Vogel sehr nahe ist und ich mit ganz offener Blende gearbeitet habe.  

Hier hilft nun ein lang ersehntes Hilfsmittel: Die Sony Alpha a1 erkennt Vogelaugen und verfolgt diese auch bei raschen Bewegungen des Vogels. So kann ich mich auf die Bildgestaltung konzentrieren, während die Kamera die Schärfe hält. Leider erkennt die Kamera noch nicht ganz alle Vogelaugen: Wird das Auge nicht erkannt, arbeitet der gewohnt zuverlässige Autofokus einwandfrei, wobei sich die Kamera dann halt an den nächstgelegen Punkt hält. Insgesamt funktioniert der Augen-AF sehr gut, doch gibt es hier sicher noch Raum für Verbesserungen.

Wasseramsel: Aufgenommen im Kanton Aargau mit Sony A1 mit FE 400mm F2.8 GM OSS. Selbst bei Augen, welche sich wenig vom restlichen Gefieder abheben, arbeitet die Augen-Erkennung sehr zuverlässig. Aufnahmedaten: 1/1000 s; F2,8; ISO 2500

Objektive

Sehr positiv überrascht bin ich von den Leistungen des FE 200-600mm F5.6-6.3 G OSS zusammen mit dem 1.4X Teleconverter und der A1. Bisher habe ich das Objektiv nicht mit Konvertern verwendet, da mir der Autofokus zu langsam und unzuverlässig erschien. Mit der Sony Alpha A1 hat sich das nun geändert und das Objektiv kommt selbst bei Flugaufnahmen schneller Kleinvögel mit.

Auch das FE 400mm F2.8 GM OSS bringt die gewohnte Leistung und dies sogar in Verbindung mit dem 2x Konverter, welchen ich bisher nur sehr selten verwendet habe.

Mein erster Eindruck

Mein erster Eindruck von der Kamera ist sehr gut. Die Autofokusgeschwindigkeit ist beeindruckend und die Augenerkennung bei Vögeln reduziert die Anzahl Bilder mit nicht ganz passendem Schärfepunkt erheblich. Leider erkennt die Kamera (noch) nicht bei ganz allen Vögeln das Auge, ich bin mir aber sicher, dass dies bei kommenden Updates noch verbessert wird.

Das Rauschverhalten schätze ich als 1-1,5 Stufen schlechter ein, als bei der Sony Alpha 9 Mark II. Meine persönliche „Schmerzgrenze“ liegt hier bei ISO 6400. Diesen Wert habe ich deshalb auch bei der Auto-ISO Einstellung als Maximalwert eingestellt – im Gegensatz zu ISO 12800 bei meiner A9II.

Die Auflösung der Kamera bietet mir nun unglaublich viel Spielraum zum nachträglichen Beschnitt der Bilder – auch wenn ich meine Bilder auf nicht weniger als 4000 Pixel beschneiden will. Gerade bei den meist sehr kleinen Vögeln ist es oft sehr schwierig, nahe genug heranzukommen – dies auch bei Verwendung langer Brennweiten. Zudem ist es bei Flugaufnahmen sehr schwierig, die Vögel bei ihren unvorhersehbaren Flugbewegungen zu verfolgen. Da ich nun mit weniger langen Brennweiten arbeiten kann, hat sich auch das vereinfacht und es gelingen mir Flugaufnahmen, welche ich bisher nicht erreicht habe.

Wintergoldhähnchen: Aufgenommen im Kanton Luzern mit Sony A1 mit FE 400mm F2.8 GM OSS + 1.4X Teleconverter. Dank der hohen Auflösung konnte ich auch den kleinsten Vogel der Schweiz so fotografieren, dass die Auflösung für einen grossen Print ausreicht. Aufnahmedaten: 1/2000 s; F5,6; ISO 5000

Tipp Vogelfotografie

  • Versuche, den Vogel möglichst frei zu stellen und störende Umgebungselemente nicht mit im Bild zu haben.
  • Fokussiere dich, wenn immer möglich, auf die Augen.
  • Mache viele Bilder. Viele Situationen werden sich so nicht wiederholen und selbst kleinste Bewegungen der Vögel können zu Unschärfe führen
  • Verwende möglichst kurze Verschlusszeiten um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Marcel Burkhardt

Marcel Burkhardt

Marcel Burkhardt interessiert sich seit seiner Kindheit für die Vogelwelt. Zwar schoss er im Alter von 10 Jahren mit der Kamera seines Vaters die ersten Vogelbilder, doch erst die Digitalisierung der Fotografie weckte dann vor gut 10 Jahren sein Interesse an der Vogelfotografie so richtig: nun war es endlich auch für Amateure möglich, tolle Vogelbilder fest zu halten. Seither beschäftigt er sich in seiner Freizeit intensiv mit der Vogelfotografie. Hauptberuflich arbeitet der ausgebildete Primarlehrer als Marketingfachmann bei der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und kann so Beruf und Hobby ideal vereinen. Sein fotografisches Wissen vermittelt er regelmässig auf Fotoreisen oder in Kursen und Workshops.

www.marcelburkhardt.ch