4 High–End–Kamerasysteme im praktischen Einsatz

4 High–End–Kamerasysteme im praktischen Einsatz

Christian Habermeier und Peter Schäublin haben in mehr als 100 Arbeitsstunden 4 High-End-Kamerasysteme getestet und miteinander verglichen: Fujifilm GFX 100, Hasselblad H6D, Leica S3 sowie Phase One IQ4! Umso tiefer sie in die Materie eintauchten, desto komplexer wurde es. Denn alle diese High–End–Systeme sind hervorragend. Die Herausforderung ist, trotzdem Unterschiede herauszuschälen und den ganzen Workflow miteinzubeziehen. Denn in der Praxis ergeben sich zwischen dem Moment der Aufnahme und dem Endresultat so viele Zwischenschritte, dass die Daten diverse Male bearbeitet, interpretiert und interpoliert werden. Und so wird das wirkliche 1:1 Vergleichen sehr herausfordernd. Doch lies selbst:

  • Fujifilm GFX 100 (ganz kurz auch 100S, aber nur ein paar Stunden), Sensorgrösse 43.8 x 32.9 mm,100 Mpx, mit
    • 4.0/23 mm (wir verzichten jeweils auf die Gesamtbezeichnung der Optiken)
    • 2.8/63 mm
    • 1.7/80 mm
    • 2.0/110 mm
    • 4.0/120 mm Makro
  • Hasselblad H6D, Sensorgrösse 53.4 x 40 mm, 100 Mpx, mit
    • 4.0/28 mm
    • 2.8/80 mm
    • 4.0/120mm Makro
  • Leica S3, Sensorgrösse 45 x 30 mm, 64 Mpx, mit
    • 2.5 / 35 mm
    • 2.5 / 70 mm
    • 2.0 / 100 mm
    • 2.5 / 120 mm Makro
  • Phase One IQ4, Sensorgrösse 53.4 x 40 mm,150 Mpx, mit
    • 3.5 / 35 mm
    • 2.8 / 80 mm Mark II
    • 4.0 / 120 mm Makro
    • 2.8 / 150 mm
Die vier High–End-Kameras einträchtig nebeneinander in Christians Studio.

Jetzt kannst du bereits erahnen, dass das ein eher längerer Artikel wird. Christian und Peter haben die Systeme während 4 Tagen intensiv in verschiedenen Situationen getestet. Danach haben sie die Daten ausgewertet und geprintet. Doch zuerst eine ganz allgemeine Frage:

Gibt es den berühmt–berüchtigten Mittelformat-Look, Teil 1?

Vor rund 30 Jahren hat Peter an einem Shooting parallel mit einer geliehenen Hasselblad und einer Kleinbildkamera fotografiert. Als er die Vergrösserungen verglichen hat, kamen ihm beinah die Tränen: Die Mittelformat–Bilder waren um Klassen schärfer und nuancierter. Damals gab es ihn also ganz bestimmt – den Mittelformat–Look. Doch wie sieht es heute aus? Bedingt durch die grösseren Sensoren, arbeitet man bei einem Mittelformat–System mit anderen Brennweiten. Wenn du mit deiner digitalen «Vollformat»–Kamera ein Bild mit einem 50 mm Objektiv realisierst, erhältst du denselben Ausschnitt im Mittelformat je nach Sensorgrösse (auch im Mittelformat gibt es verschieden grosse Sensoren) mit einer 65 bis 80 mm Optik. Falls du mit gleicher Blende arbeitest, wird der Schärferaum bedingt durch die längere Brennweite kleiner. Und wie steht es mit der Bildqualität aus? Diese Frage werden wir – auch wenn das nicht der Schwerpunkt unseres Testes ist – später beantworten.

In der Folge schildern Christian und Peter die Eindrücke, die sie beim Arbeiten mit den 4 Kamerasystemen gesammelt haben. Dabei werden die Filmfunktionen ignoriert, weil sie der Ansicht waren, dass diese Kameras in erster Linie zum Fotografieren gedacht sind.

Fujifilm GFX100

Generell: Die Fujifilm GFX100 ist das einzige spiegellose System im Test. Zudem hat sie ebenfalls als einzige der getesteten Kameras einen eingebauten Bildstabilisator. Diese Tatsachen und die am weitesten entwickelten Autofokus Funktionen, inklusive Eyetracking, machen die GFX100 zur am universellsten einsetzbaren Kamera des Quartetts. Im Continous–Shooting–Mode macht sie bis zu 5 Bildern pro Sekunde – Spitzenwert in der Mittelformat–Welt. Die GFX100 hat wie die Hasselblad H6D und die PhaseOne IQ4 einen Sony–Sensor eingebaut. Als einziges System bietet die GFX–Welt keine Zentralverschluss–Objektive. Dadurch sind Blitzsynchrozeiten nur bis zu 1/125 Sekunde möglich, es sei denn, man arbeitet mit High Speed Synch (z.B. in Verbindung mit Profoto– oder Broncolor Blitzen). Allerdings verliert man dadurch einen nicht unwesentlichen Teil der Blitzenergie. Über Adapter kann die Kamera an Fachformatsysteme angekoppelt werden.

Peter: Die Fujifilm GFX100 bietet den Komfort eines KB-Vollformatsystems mit den Vorteilen des grösseren Sensors. Der grosse Kamerabody ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. Weil nur Christian mit der Fujifilm GFX100s gearbeitet hat, kann ich zur neuen kleinen Schwester der GFX100 nichts sagen. Das Eyetracking funktioniert meist, aber nicht immer, doch gerade bei Personen in Bewegung hat man mit der GFX100 wesentlich weniger Ausschuss als mit den anderen Systemen. Das System wäre meine erste Wahl, wenn ich mit der Mittelformatkamera möglichst viel abdecken muss. Zudem ist das Fujifilm-Mittelformat-System preislich das attraktivste.

Christian:

Ergänzen möchte ich hier, dass die 100s im Vergleich zur 100 wesentlich leichter und kleiner ist. Sie ist handlich, aber leider mit einem geringer auflösenden elektronischen Sucher bestückt. Der Sucher ist meines Erachtens eines der zentralen Kriterien für die Wahl einer Kamera, und der tiefer auflösende Sucher der 100s ist wohl nur dadurch erklärbar, dass Fuji einen absoluten Killerpreis für die Kamera erreichen wollte. Meines Erachtens wären 400 oder 500 Euro mehr und ein höher auflösender Sucher die bessere Entscheidung gewesen. Autofokus und Geschwindigkeit sind für ein Mittelformat-System einzigartig, jedoch trotzdem nicht mit einem aktuellen «Vollformat»-System zu vergleichen. Natürlich stellt sich immer wieder die Frage, ob man die komplexe Autofokusmaschinerie im Mittelformat braucht. Je mehr Möglichkeiten eine Kamera bietet, desto mehr Ballast hat man in der Bedienung. Eine einfachere Kamera mit weniger Möglichkeit bietet mehr Raum für das Wesentliche – die akkurate und bewusste Bildgestaltung. Es ist immer ein Abwägen der individuellen Bedürfnisse im Hinblick auf die eigene Arbeitsweise. Für mich sehr gut war, dass man viele Anzeigen im digitalen Sucher deaktivieren kann. Mich haben die vielen aufblinkenden Felder mehr gestört als in meinem Arbeitsfluss unterstützt. Weil die GFX100 keinen hochklappenden Spiegel hat, ist sie im Einsatz sehr leise – das kann in manchen Situationen ein entscheidender Vorteil sein.

Bedingt durch die vielen Möglichkeiten sind die GFX100-Kameras komplex, und man bräuchte mehr als die vier Tage, die wir hatten, um die Kamera optimal zu programmieren. Aus dem Stand hatte ich bei Halbkörper-Portraits mit der Eyetracking-Automatik eine «Trefferquote» von etwa 35%.

Erster Eindruck zu den Daten, die sie während des Shootings auf den Rechner gezogen haben: Die Files sind sauber und sehr scharf, was bei Sachaufnahmen in der Regel gut wirkt, bei Menschen manchmal überscharf. Die Farben der RAW–Files wirken tendenziell etwas überzogen, gerade bei Hauttönen, aber auch bei glänzenden metallischen Oberflächen. Beinahe unglaublich mutet an, wie stark sich unterbelichtete Aufnahmen aufhellen lassen – das geht bei keiner anderen Kamera so gut. Der Dynamikumfang der Dateien ist sehr gut – alle Hersteller reden ja von 15 Blendenstufen. Die Fujifilm–Dateien sind aber ihren Erachtens bezüglich Dynamikumfang die besten.

Der Aufhelltest

Mit allen Kameramodellen haben Christian und Peter einen Fussballschuh fotografiert und die Datei einmal um zwei und einmal um fünf Blenden aufgehellt. Letzteres mag etwas praxisfremd sein, denn wer belichtet schon um 5 Blenden daneben. Aber die aufgehellten Bilder zeigen, wie viel Potenzial das System für Belichtungskorrekturen bietet.

Aufhellung in Lightroom: 2 Blenden Aufhellung ist für die Fujifilm GFX100X überhaupt kein Problem, und sogar bei fünf Blenden Aufhellung ist die Datei noch sehr stabil. Im schwarzen Hintergrund ist praktisch keine Streifenbildung auszumachen.

Fujifilm GFX 100 mit 1.7/80mm, 1/125 sec, f 11, 100 ISO, Blitz. Bearbeitetes Bild

Hasselblad H6D

Generell: Die Hasselblad H6D lehnt sich designmässig an die immer noch präsenten Analog–Hasselblads an. Christian und Peter haben sich wegen der hohen Auflösung für das H System entschieden, das übrigens auch noch eine Multishot–Variante mit 400 Mpx bietet. Als einziger Hersteller bietet Hasselblad ein Spiegelreflex–System (H) und ein spiegelloses System (X) an. Ebenfalls ist noch das V–System erhältlich. Dadurch ist Hasselblad im Mittelformat am breitesten aufgestellt. Die Sensoreinheit kann vom Rest der Kamera abgetrennt und für den Einsatz an einer Fachkamera eingesetzt werden. Allerdings hat die Sensoreinheit im Gegensatz zur PhaseOne keine eigene Stromversorgung, was Vor– und Nachteile hat.


Peter: Ich war 2014 mit der Hasselblad H5D in Island unterwegs und war sicher, dass das Nachfolgemodell auch eine tolle Kamera ist. Der würfelförmige Body liegt durch den Griff sehr gut in der Hand. Die Menuführung hinten auf dem Screen hat mich in ihrer Einfachheit begeistert. Die Hasselblad H6D hat wohl nur einen Autofokuspunkt, doch man kann den Fokuspunkt speichern und dann den Bildausschnitt noch verändern. Das System rechnet die dadurch entstehende Fokusdifferenz aus, damit der anfokussierte Punkt immer scharf bleibt. Mir gefallen die Files der H6D sehr gut, weil sie meines Erachtens stofflicher wirken als z.B. die Fujifilm-Daten.


Christian: Die Hasselblad H6D hat so ziemlich alles, was man im Studio braucht. Das Bedienungskonzept ist genial und ermöglicht einem, die Kamera sehr schnell zu verstehen. Der Autofokus ist bei der H6D – und bei allen anderen Kameras – träger als derjenige der Fujifilm GFX100/100s. Dafür habe ich das Gefühl, dass der H6D–Autofokus sehr akkurat arbeitet. Für viele meiner Anwendungen ist er schnell genug. Das Gehäuse fand ich etwas windig. In dieser Hinsicht würde ich im Hinblick auf das Preisschild, das auf der Kamera klebt, mehr erwarten. Die Kamera lief sehr stabil. Die H6D und auch die Leica S3 haben uns nie im Stich gelassen. Bei der GFX100 und der PhaseOne mussten wir zwei– oder dreimal einen Systemreset machen. Der Grund fürs Blockieren kann aber auch bedingt durch Bedienungsfehler unsererseits entstanden sein. Toll finde ich, dass es für die H6D Objektive mit Zentralverschluss gibt. Mit der neuesten Generation kann man bis zu 1/2000 sec. (!) blitzen und trotzdem die volle Blitzleistung meiner Generatoren nutzen.

Softwaremässig haben wir mit allen Kameras auf die Speicherkarte und mit Tethered Shooting in CaptureOne21 gearbeitet. Weil CaptureOne Hasselbad–Files nicht unterstützt, haben wir beim Tethered Shooting mit der H6D über Phocus gearbeitet. Phocus ist das Hasselblad–Pendant zu CaptureOne, ist eine sehr gute Lösung und ich habe mich schnell in der Software zurechtgefunden.


Erster Eindruck zu den Daten, die Christian und Peter während des Shootings auf den Rechner gezogen haben: Obwohl Fujifilm die Optiken für Hasselblad baut und die Kamera auch einen Sony–Sensor hat, wirken die Dateien auf sie etwas weicher und «organischer» als die Daten von Fujifilm. Generell haben die Files einen etwas wärmeren Ton als diejenigen der anderen Kameras.

Der Aufhelltest

2 Blenden aufhellen in Lightroom geht ohne Problem. Bei einer Aufhellung um 5 Blenden sieht man eine minime Streifenbildung im Stoff und die Datei tendiert stark ins Rot. Das hat Christian und Peter – und auch Hasselblad – irritiert. Sie wollten für bestmögliche Vergleichbarkeit alle Bilder in Lightroom bearbeiten. Doch die starke Färbung bei 5 Blenden Aufhellung hat sie veranlasst, das Bild in Phocus, Hasselblads Bildbearbeitungssoftware, zu bearbeiten:

Das Resultat ist verblüffend. Zuerst fällt auf, dass die Aufhell–Logarhythmen offenbar ganz anders funktionieren als bei Lightroom. Dann tendiert das Bild immer noch leicht ins Rötliche, aber bei Weitem nicht so stark wie in Lightroom. Es spielt also eine grosse Rolle, mit welcher Software man die Bilder importiert und bearbeitet. Dass Hasselblad eine eigene Software dafür anbietet, kann durchaus ein Vorteil sein: So können die Parameter exakt auf die Hasselblad–RAW–Files abgestimmt werden. Interessantes Detail am Rand: In Phocus können die Daten nur um 2 Blendenstufen aufgehellt werden. Wahrscheinlich denkt man bei Hasselblad, dass kein wirklich guter Fotograf um mehr als zwei Blenden daneben belichtet ;-). Über den Lichter– und Schatten– Regler kann man das File noch etwas aufhellen, um zumindest auf eine Aufhellung von etwa 4 Blendenstufen zu kommen.

Du wirst später im Bericht lesen, dass man bei den PhaseOne–Dateien einem ähnlichen Phänomen begegnet.

Hasselblad H6D mit 2.8/80 mm, 1/125 sec, f 11, 200 ISO, Blitz. Bearbeitetes Bild

Leica S3

Generell: Mit 64 Mpx ist dieses System dasjenige mit der geringsten Auflösung. Die Leica S3 ist vom Aufbau her eine klassische Spiegelreflexkamera. Trotz des grösseren Sensors ist sie nicht viel grösser als vergleichbare Profimodelle im Vollformat–DSLR-Segment. Als einzige hat die S3 keinen Sonysensor eingebaut. Dieser Sensor ist auch kein sogenannter Backlit–Sensor. Über Adapter kann die Kamera an Fachformatsysteme angekoppelt werden.


Peter: Die Leica S3 ist, wie man es von Leica gewohnt ist, hervorragend verarbeitet. Von der Gehäuseergonomie her ist es die Kamera, die mir – von allen Kameras, die ich kenne – am besten in der Hand liegt. Der optische Sucher ist 1A. Zum Arbeiten grundsätzlich ist die S3 für mich die angenehmste aller Kameras. Grosser Wermutstropfen ist allerdings, dass sie im Normalmodus bei Durchsicht durch den Sucher nur einen einzigen Autofokuspunkt aufweist. Das schränkt für mich die Einsatzmöglichkeiten wesentlich ein und steht im Widerspruch zur Philosophie dieser Kamera, die ansonsten für schnelles und kleinbild–ähnliches Arbeiten ausgelegt ist. Immerhin kann man bei hochgeklapptem Spiegel hinten auf dem Screen den Fokuspunkt verschieben. Im Gegensatz zum Touchscreen von der 100GFX muss man das allerdings mit dem Joystick machen, was einem ausbremst. Mir ist aufgefallen, dass die Daten der S3 in den Mitteltönen mehr Informationen aufweisen als die Files der anderen Kameras. Das macht die Bilddaten der S3 für mich einzigartig. Gerade bei der Bearbeitung von Portraits ist das ein grosser Vorteil. Wenn ich nicht auf die Geschwindigkeit einer GFX100 angewiesen bin, ist die S3 aus verschiedenen Gründen meine erste Wahl.


Christian: Ich habe seit langem nicht mehr mit einer Leica gearbeitet und hatte gegenüber der Leica S3 grosse Vorurteile. Diese haben sich schnell abgebaut, als ich die Kamera in die Hand nahm: Noch nie in meinem Fotografenleben habe ich eine ergonomisch so gute Kamera mit einem so grossartigen optischen Sucher in der Hand gehabt. Ja – die Kamera bietet in anderen Bereichen technologisch weniger, zumindest wie die GFX–Kameras, doch wie bereits erwähnt stellt sich immer die Frage: Wie viel Elektronik benötige ich für meine Fotografie? Allerdings gebe ich Peter recht: Ein paar Autofokuspunkte mehr wären toll. Es müssen nicht 464 sein, aber so 20 wären hilfreich. Die Anbindung der S3 an CaptureOne ist sehr gelungen. Das spezielle Tetherkabel mit Absicherung ist Klasse. Mit 3 Bildern pro Sekunde ist die Leica bezüglich Geschwindigkeit im Mittelfeld. Auch hier muss ich sagen, dass dieser Speed für das, was ich im Mittelformat fotografiere, ausreicht. Auf dem Computerscreen wirken die Bilder aussergewöhnlich gut – sehr klar, sehr moduliert. In Bezug auf Korrekturen sind die Daten nicht ganz so gutmütig wie die Fuji–Files, aber gutmütiger als die Daten der H6D und der PhaseOne. Mit den Original–Objektiven liefert die Leica S3 Bilder, die eher eine Spur organischer, harmonischer wirken als die der anderen Systeme, die Hauttöne sind wundervoll, die Files lassen sich erheblich modulieren. Über einen Adapter habe ich dann mal meine älteren Hasselblad–Objektive an die S3 montiert. Das verlief reibungslos und interessanterweise wurde der Charakter der Bilder eher härter, was für Stills von Vorteil sein kann. Das hat zur Frage geführt, ob die Objektive den Look der Bilder am stärksten beeinflussen – viel mehr als der Sensor und die Kameramarke. Meines Erachtens ist das ein erheblicher Teil, aber ich denke, die Abstimmung aller Komponenten ist sehr wesentlich und bei der S3 am besten gelungen. Für mich ist es ein grosses Plus, dass die Leica–Objektive auch mit Zentralverschluss erhältlich sind. Das macht sie zwar noch teurer, aber für den Einsatz im Studio und das Blitzen im Freien ist das toll. Ebenfalls sehr überzeugend ist bei den Leica–Objektiven das Umschalten von AF auf MF gelöst: Wenn man manuell fokussieren will, dreht man einfach am Fokusring. Das System realisiert dann, dass man manuell arbeitet und deaktiviert den Autofokus. Sobald man den Ring loslässt und den Auslöser erneut drückt, ist man wieder im AF–Modus. Es gibt auf der Rückseite vier grosse programmierbare Tasten, die nicht beschriftet sind, was ich sinnvoll finde – so kann man jeder Taste die Funktion zuweisen, die man möchte. Ich würde mir noch ein Wahlrad für den schnellen Wechsel der Programme wünschen. Das funktioniert über das hintere Wahlrad. Doch die eine Sekunde, um in das Menü zu kommen, ist mir fast zu lang, ist aber eventuell Gewöhnungssache, und ich muss so die Kamera nicht vom Auge nehmen. Auch die Dioptrienkorrektur ist aussergewöhnlich gut und wertig gestaltet.


Erster Eindruck zu den Daten, die Christian und Peter während des Shootings auf den Rechner gezogen haben: Nach der Fujifilm GFX100 liefert die S3 die saubersten Files. Sie wirken sehr nuanciert und stofflich.

Der Aufhelltest

Leica S3 mit 2.0/100 mm, 1/45 sec, f 4.0, 200 ISO, Tageslicht. Bearbeitetes Bild

Phase One IQ4

Die Phase One IQ4 ist mit 150 Mpx die Königin der Mittelformatkameras (abgesehen von den Multishotvarianten). Zudem bietet sie einige raffinierte Funktionen wie z.B. eine Vibrationsmessung: Ist die aktiviert, löst die Kamera nur dann aus, wenn der Body nicht mehr schwingt. Das macht durchaus Sinn, denn schon minimalste Schwingungen haben in so hohen Auflösungen einen Einfluss aufs Bild. Ein weiteres Special ist die interne Verarbeitung von Focus–Stacking–Files. Die Sensoreinheit ist abnehmbar und hat eine eigene Stromversorgung. So kann sie problemlos mit nahezu allen Fachkameras eingesetzt werden. PhaseOne hat mit dem XT-System auch eine Art spiegelloses System.


Peter: Die IQ4 gehört meines Erachtens definitiv aufs Stativ. Sie ist schwer, und dadurch ist der ganze Workflow am langsamsten. Das kann aber auch ein Vorteil sein. Wenn Auflösung mein primäres Kriterium wäre und Geld keine Rolle spielt, würde ich das PhaseOne–System sehr genau anschauen. Die Kamera ist sehr komplex in der Bedienung – man muss meines Erachtens regelmässig damit arbeiten, damit man sich in der Navigation nicht verliert. Die Spezialfunktionen zeigen bereits, dass die Kamera mehr für die statische Fotografie gedacht ist. Mit der separaten Stromversorgung des Rückteils ist sie zudem dann sehr interessant, wenn man das Back auch an Fachkameras einsetzen will.


Christian: Seit 2001 fotografiere ich mit verschiedenen PhaseOne–Kameras. Einer der grossen Vorteile war die Verbindung mit der CaptureOne–Software. Doch seit einiger Zeit ist das kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Fuji, Sony und jetzt auch Leica sind unterdessen ebenso gut implementiert. Die IQ4 mit ihren 150 Megpixeln ist ein Auflösungwunder und hat den am höchsten auflösenden Sensor aller getesteten Kameras. Der Workflow ist langsamer als mit den anderen Modellen, und die Auslöse-Geschwindigkeit von einem Bild pro Sekunde schränkt die Möglichkeiten ein. Für gewisse Genres wie z.B. die Modefotografie ist das knapp. Doch für Stills, Autofotografie, Landschaft usw. ist sie top. Ihre Software ist definitiv die ausgefeilteste für Studioaufgaben. Auch die Adaption von Fremdobjektiven ist möglich, wie auch bei Hasselblad, Fuji und Leica. Allerdings ist mir die Elektronik beim Ansetzen von älteren Linsen ein paar Mal hängengeblieben. Die Files sind bis 400 ISO sehr gut, lassen sich aber in den Schatten nicht so stark aufhellen wie die Daten der anderen Kameras. Auch für die IQ4 gibt es Objektive mit Zentralverschlüssen, mit denen man bis zu 1/1500 sec. blitzen kann. Der Autofokus ist eher träge und auch auf einen Punkt limitiert. Wie bei der H6D rechnet das System die Fokuskorrektur aus, wenn nach dem Fixieren der Schärfe der Bildausschnitt durch Schwenken der Kamera noch verändert wird. Auch hier ist die Umschaltung von AF auf MF genial gelöst: Man schiebt einfach den Fokusring am Objektiv in eine andere Position, um zu wechseln. Das geht blitzschnell.


Erster Eindruck zu den Daten, die Christian und Peter während des Shootings auf den Rechner gezogen haben: Das Einzoomen in die IQ4–Files ist ein Erlebnis. 150 Mpx sind schon eine eigene Schuhnummer. Bei grossen Prints über 100 x 150 cm wird dieses Plus an Auflösung in den Details sichtbar.

Der Aufhelltest

Auch für die IQ4 sind 2 Blenden aufhellen kein Problem. Bei 5 Blenden ist das Tuch im Hintergrund immer noch sehr schön und ohne Streifenbildung, aber in den Rändern tritt ein eigenartiger «Regenbogeneffekt» auf. Doch woher kommt dieser Regenbogeneffekt? Kann es sein, dass dieser Effekt gar nicht vom Sensor, sondern von Lightroom kommt? Basierend auf Erfahrungen mit den Hasselblad–Files haben Christian und Peter die Datei ins CaptureOne gezogen und sie dort um 4 Blendestufen aufgehellt (5 Blendenstufen geht nicht). Das Resultat ist wie schon bei der Hasselblad H6D verblüffend:

Der Aufhell–Algorhythmus funktioniert wie bei Phocus auch in CaptureOne offenbar völlig anders als in Lightroom. Es kommt also sehr darauf an, mit welchem RAW–Konverter die Bilder geöffnet und bearbeitet werden. Es wäre nochmals ein eigener Test, die Bilder der verschiedenen Hersteller in verschiedenen RAW–Konvertern zu öffnen, zu bearbeiten und die Resultate zu vergleichen.

Christian: «Es kann auch umgekehrt laufen: Wir wollten Bilder von Stoffen, die wir mit einem PhaseOne–Back realisiert hatten, in Capture One bearbeiten. Das Resultat waren furchtbare Moirée–Effekte und damit einhergehend eine Vergrauung der Farben (siehe Bild rechts). In unserer Verzweiflung haben wir dieselben Rohdaten mit dem Photoshop RAW–Konverter geöffnet. Dort trat kein Moirée auf, und die Bilder waren perfekt bearbeitbar. Wenn Sie ein neues Kamerasystem anschaffen, empfehle ich, zuerst einmal einige RAW–files mit verschiedenen Konvertern (Lightroom, Capture, Phocus, ON1 usw) zu öffnen, einige Korrekturen – auch und besonders extreme Anpassungen – zu machen und die Resultate zu vergleichen. Basierend auf den Ergebnissen können Sie dann den RAW–Konverter wählen, der die besten Resultate liefert. Und wenn du beim Bearbeiten anstehst, kann es sich lohnen, eine einzelne Datei oder eine Bildserie mal in einem anderen Programm zu bearbeiten, um zu schauen, ob du dort näher an dein gewünschtes Resultat kommst.»

PhaseOne IQ4, 4/120 mm, 1/160 sec, f 4.0, 400 ISO, Tageslicht. Bearbeitetes Bild

Bildrauschen im höheren ISO-Bereich

Bis 800 ISO performen alle Kameras sehr gut, was das Bildrauschen anbelangt. Doch wie sieht’s bei 1600 ISO aus? Christian und Peter wollen es wissen, doch jetzt wird es diffizil: Sie haben aus einer Serie von Aufnahmen mit Sophie je ein Bild entnommen, das mit 1600 ISO fotografiert worden ist. Personenaufnahmen sind schwierig zu vergleichen, aber sie wollten bewusst auch solche Aufnahmen miteinbeziehen, im Wissen, dass sie weniger gut vergleichbar sind als Testcharts. Hier geht es ja ums Bildrauschen und nicht um den Gesichtsausdruck. Doch wie vergleicht man 4 Aufnahmen, die mit unterschiedlichen Auflösungen realisiert worden sind? Ein Freund namens Urs meint, man müsse alle Daten 1:1 in ihrer Originalauflösung vergleichen. Jedoch waren Christian und Peter der Ansicht, man müsste die tiefer aufgelösten Files auf den Level der PhaseOne-Aufnahme hochrechnen, denn der Auflösungsvorsprung ist eines der wesentlichen Argumente für die PhaseOne. Also haben sie beides gemacht: Zuerst alle 4 Aufnahmen unbearbeitet, nicht interpoliert, geöffnet und je einen Ausschnitt daraus eingesetzt. Das ist Tableau 1. Dann haben sie für ein zweites Tableau die Aufnahmen der Fujifilm, Hasselblad und Leica auf die 150 Mpx der PhaseOne hochgerechnet und dann je einen Ausschnitt daraus eingesetzt. Das ist Tableau 2. Ein 150 Mpx File entspricht einem Print von 90 x 120 cm bei 300 dpi.

Die Fujifilm-Aufnahme ist etwas dunkler, aber ise haben sie nicht aufgehellt, weil damit das Rauschen verstärkt worden wäre.

Tableau 1

Alle Bilder unbearbeitet, in Originalauflösung

Tableau 2

Fujifilm, Hasselblad und Leica auf die Grösse von PhaseOne interpoliert:

Auch nach dem Interpolieren ist das Leica–File das rauschärmste. Das verblüfft, denn dieses File musste am stärksten hochgerechnet werden (wir habe mit Photoshop hochgerechnet). Das zeigt uns, dass die Interpolationsfähigkeiten der Software bei einem sehr guten Ausgangsfile verblüffend gut ist und das Argument eines höher auflösenden Sensors nicht unbedeutend ist, aber an Gewicht verliert. Kleinere Files haben den Vorteil, dass sie weniger Platz auf dem Rechner brauchen und schneller bearbeitbar sind. Christian und Peter haben aus diesen 4 Files Ausschnitte geprintet, um die Wirkung im Print zu beurteilen:

Im Print ist der Unterschied des Bildrauschens viel weniger wahrnehmbar als auf den kleinen Ausschnitten auf dem Screen.

Wiedergabe von Hauttönen

Christian: Die verschiedenen Kameras zeigen beim Fotografieren in RAW zum Teil erhebliche Farbdifferenzen bei gleicher Lichtsituation und gleicher Einstellung des Weissabgleichs. Gerade im Bereich der Hautwiedergabe ist die Darstellung von Farben sehr interessant.

Farbwahrnehmung ist eine subjektive Wahrnehmungsfrage. Was dem einen zu knallig ist, ist dem anderen gerade recht, und was für den einen perfekt ist, ist für den anderen zu blass. Zudem spielt es eine Rolle, ob wir die Hauttöne der Kameras bei tieferen oder höheren ISO–Zahlen vergleichen. Bei 100 ISO ist der Quervergleich anders als beispielsweise bei 1600. Nach 4 Testtagen würden wir von klaren Tendenzen der Kameramodelle sprechen. Um unser Empfinden quasi gegenzuchecken, haben wir die unterschiedlichen Files auf dem Monitor diversen Personen gezeigt. Hier das Ergebnis (alle Aussagen beziehen sich auf unbearbeitete RAW–Files):

Auffällig war die sehr starke Färbung der Fuji-Files. Die Hauttöne wirkten verstärkt im Rotton, auch waren im Vergleich zu den anderen Kameras härtere Farbübergänge in der Haut sichtbar.

Die Leica S3 überzeugte bezüglich Hautwiedergabe bis 800 ISO, die Hauttöne wirken bei ungeschminkter Haut sehr moduliert, aber nicht übertrieben farbig und sehr neutral, sehr nahe am Original, und das sowohl bei Tageslicht, „schlechtem» LED-Licht, und Studioblitz. Das ändert sich bei 1600 und 3200 ISO. In diesen höheren Empfindlichkeiten wirken die Files etwas farblos, und eine Unterbelichtung wird beim Aufhellen der Schatten mit erhöhtem Bildrauschen gestraft. In diesen hohen ISO-Bereichen wiederum überzeugte die Fujifilm GFX100 sehr, allerdings sind die Files auch in den höheren Empfindlichkeiten eher einen Tick zu bunt.

Die Files der PhaseOne gefielen uns nach den Leica–Files am zweitbesten. Auch hier zeigen sich ab 1600 ISO leichte Schwächen.

Die Hauttöne wirken bei der Hasselblad H6D sehr angenehm, was ja laut Hasselblad die Folge der etwas wärmeren Ausrichtung der Daten ist. Beim Aufhellen der Files macht sich dieser Rotdrift negativ bemerkbar und muss entsprechend korrigiert werden.

Generell heben sich die Files gerade auch im Bereich der Hautwiedergabe von Kleinbild–Dateien ab. Wenn man grosse Prints für Ausstellungen macht, sind die Mittelformat–Daten von den Bearbeitungsmöglichkeiten eindeutig im Vorteil.

Personenaufnahmen sind sehr schwer zu vergleichen. Die obere Reihe ist mit Blitzlicht entstanden, die untere mit diffusem Tageslicht.

Der Auflösungstest

Jetzt wird’s richtig gross, denn das wahrscheinlich Entscheidendste an einem High–End–Kamerasystem ist die Bildqualität für Prints im grösseren Massstab. Deswegen widmet Christian und Peter diesem Aspekt einen grossen Teil des Testes. Nochmals: Die Spannweite der Sensorauflösung reicht von 64 Mpx (Leica S3) bis 150 Mpx (PhaseOne IQ4). Sie haben sich gefragt, wie stark man diesen Unterschied in der Praxis sieht, wenn man massiv vergrössert.

Dafür haben sie von 3 Bildreihen jede Datei so hochgerechnet, dass sie einem Print von 300 x 200 cm bei 300 dpi entspricht. Das ergibt die wahnwitzige Auflösung von rund 900 Mpx. Die PhaseOne–Datei musste dafür ziemlich genau auf 600% interpoliert werden, die Leica S3–Datei auf 1480%. Aus jedem der so hochgerechneten Bilder haben sie einen Ausschnitt von 3000 x 2000 px herausgezogen.

Christian und Peter haben 3 Bildreihen so aufbereitet – das «adidas–Stilleben», das «Uhren-Stilleben» und einen solitären Fussballschuh:

Die Unterschiede in den Bildern sind minim. Der grösste Unterschied entstand durch kleine Fokusdifferenzen von einem, vielleicht zwei Millimetern. Um das zu illustrieren, zeigen wir hier Extremausschnitte aus dem Uhren–Stilleben. Diese Bilder haben wir mit 120 mm Brennweite fotografiert, f 16, 100 ISO, 1/125 sec, Blitz. Du musst etwas hin– und herscrollen, doch das lässt sich nicht vermeiden. Warum dem so ist, erfährst du im Kommentar nach den Bildern.

Fujifilm GFX100
Hasselblad H6D
Leica S3
PhaseOne IQ4

Christian und Peter haben bei diesen Motiven immer auf den Mittelpunkt des Zifferblatts fokussiert. Hier punktet die PhaseOne IQ4. Im extremen Ausschnitt zeigt sich, dass die 150 Megapixel ein Schärfeplus ergeben. Doch bei so extremen Vergrösserungen ist der Schärferaum selbst bei Blende 16 minimst. Will heissen: Wenn sie trotz sorgfältigstem Arbeiten um einen oder zwei Millimeter daneben fokussiert haben, wirkt das Bild im Vergleich unscharf. Das ist uns beim Leica–Bild passiert: Da wirken die Zeiger nicht ganz scharf, dafür aber die Zahlen auf dem Uhrenring etwas schärfer. Eine minimste Fokussierdifferenz macht sich weitaus mehr bemerkbar als der Unterschied zwischen 64 und 150 Megapixeln. Das Hasselblad–Bild wirkt kontrastiger als die anderen Bilder. Sie führen das aber nicht auf das Objektiv, den Sensor oder die Verrechnung der Daten zurück, sondern auf eine kleine Differenz im Winkel der Kamera zum Objekt, der sich bedingt durch die Bauhöhe der Kamera leicht verändert hat. Dass die Aufnahmewinkel leicht differiert haben, siehst du auch an der Spiegelung des Blitzlichts im Uhrenglas (Christian hat übrigens den Staub bewusst nicht entfernt, damit der Schärfeeindruck auch anhand der Staubkörner beurteilt werden kann).

In der Wirkung auf dem Print sieht man praktisch keinen Unterschied. Das PhaseOne–Bild ist eine Nuance schärfer, aber selbst bei einer Ausgabegrösse von 300 x 200 cm bei 300 dpi ist das alles viel enger und näher beieinander, als wir erwartet haben.

Gibt es den berühmt–berüchtigten Mittelformat-Look, Teil 2?

Es würde den Rahmen dieses Tests sprengen, die besten Vollformat–Systeme mit diesen Mittelformat–Kameras zu vergleichen. Dennoch haben Christian und Peter hie und da die Motive auch mit ihren KB–Kameras fotografiert. Unten siehst du einen Ausschnitt aus dem Uhrenbild, fotografiert mit der Canon EOS 5DSR (50 Mpx) bei 100 ISO (wie alle anderen Aufnahmen auch) mit dem Canon EF100mm 2.8L Macro (ein hervorragendes Objektiv), ebenfalls heraufgerechnet auf 300 x 200 cm mit 300 dpi. Wenn man die Bilder eines Mittelformatsystems im Computer mit den Bildern eines sehr guten Kleinbildsystems vergleicht, sind die Unterschiede auf dem Screen zuerst einmal minim. Erst beim Hereinzoomen in die Daten sieht man Unterschiede. Beim hier gezeigten Ausschnitt sieht man, dass die Daten nicht mehr ganz so konkret sind und dass die Flächen unruhiger wirken. Das macht sich auch im Print bemerkbar.

Beim Bearbeiten der Bilder in Helligkeit, Kontrast, Klarheit usw. sind die Mittelformatdateien meiner Erfahrung nach gutmütiger als Kleinbilddateien, d.h. sie weisen einen grösseren Korrekturspielraum auf.

Von daher würden Christian und Peter Stand heute sagen, dass es den Mittelformat–Look gibt, aber der Qualitätsunterschied ist nicht mehr so gross wie in der Analaogzeit. Generell gilt: Je grösser das Ausgabeformat, desto stärker macht sich der Unterschied zwischen Kleinbild und Mittelformat bemerkbar.

Canon EOS 5DS R. Bedingt durch den kleineren Sensor und die dadurch kürzere Brennweite (100 statt 120 mm) ist der Schärferaum bei der KB-Aufnahme grösser.
Hinten siehst du die Ausschnitte aus dem Uhrenbild. Über den Bildschirm lassen sich die Prints logischerweise nicht mehr beurteilen, man muss sie dafür 1:1 in echt sehen.

Fazit

  • Christian und Peter wollten bewusst nicht einen Labortest, sondern einen viertägigen Praxistest durchführen. Doch ein solcher Praxistest ist sehr herausfordernd, denn die Faktoren «Mensch» und «Zufall» bekommen bei einem solchen praxisorientierten Test eine viel grössere Bedeutung wie bei einem Labortest.
  • Christian und Peter haben alle Still Lifes und teilweise auch die Peopleaufnahmen ab Stativ realisiert. Bedingt durch die unterschiedlichen Bauhöhen der Bodies und teilweise unterschiedliche Brennweiten (wir hatten kein 80 mm für die Leica) ergaben sich leichte Umpositionierungen der Kameras. Dadurch reflektierte das Licht unterschiedlich, was ihren Erachtens einen grösseren Unterschied in der Wirkung der Aufnahmen machte als die verschiedenen Sensorauflösungen. Es sind ja nicht Welten, die zwischen diesen Systemen liegen, sondern Nuancen.
  • Alle 4 Kamerasysteme liefern hervorragende Bildergebnisse. Die Hasselblad–Dateien sind generell etwas rötlicher als die anderen drei Systeme. Das ist aber kein «Killerkriterium», denn bei Bedarf ist ein Gegensteuern dieses leichten Rotüberhangs in Phocus, Lightroom oder Photoshop überhaupt kein Problem.
  • Das Fujifilm–System hat gegenüber den anderen Systemen eine Alleinstellung, weil es das einzige spiegellose System im Test ist. Gleichzeitig ist es aber auch das einzige System, für das keine Objektive mit Zentralverschluss erhältlich sind. In der Praxis heisst das, dass man bei kürzeren Blitzsynchrozeiten als 1/125 sec. mit High Speed Synch Systemen arbeiten muss und dadurch viel Blitzleistung verliert. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass das Hasselblad X–System ebenfalls spiegellos ist und im Unterschied zur GFX Objektive mit Zentralverschluss dafür erhältlich sind.
  • In der Handhabung der Kamerasysteme gibt es teilweise grosse Unterschiede. Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man das System wählen, das einem von der Bedienung her am besten liegt. Der Faktor «Wie sehr inspiriert mich eine Kamera, wenn ich mit ihr arbeite» ist ihren Erachtens ein sehr wichtiger, und bei diesen engen Testresultaten gewinnt dieser Aspekt an Bedeutung. Die Antwort auf die Frage, welche Kamera einem am besten liegt, wird bei jeder Person wieder anders ausfallen.
  • Rechnet man die Bilder nicht oder nicht massiv hoch, macht sich der Auflösungsunterschied der verschiedenen Systeme so gut wie nicht bemerkbar.
  • Wenn man die Daten für sehr grosse Prints aufbereitet (damit sind Prints gemeint, die grösser als 100 x 150 cm sind), wirken die Bilder der Phase One IQ4 eine Spur detaillierter. Die 3 Verfolger sind praktisch gleich auf. Wie erwähnt, macht eine minime Fokusdifferenz wesentlich mehr auf den Schärfeeindruck aus, als die unterschiedliche Auflösung.
  • Ein Bild kann stofflicher oder weniger stofflich wirken. Hier scheint die Leica die Nase vorn zu haben: Christian und Peter haben die Serie der Fussballschuhbilder 10 Personen (einige mit und einige ohne fotografischem Background) gezeigt und sie gefragt, welches Bild für sie spontan am schönsten wirke. Sechs haben sich für das Leica–S3–Bild entschieden. Auch diesen Test müsste man mit verschiedenen Motiven und breiter gefächert durchführen, damit er wirklich aussagekräftig wird. Doch klar ist: Auflösung ist nicht alles, und – es sei nochmals erwähnt: Die Unterschiede sind im Topsegment sehr klein.
  • Das alles führt Christian und Peter zu einer der wichtigsten Fragen: Wie wirken die Bilder, wenn sie gedruckt werden? Dafür haben sie rund 50 Meter Papier bedruckt. Sie haben sich getroffen, um über die Prints zu diskutieren. Urs Tillmanns von fotointern.ch hat auch reingeschaut und sie beim Analysieren fotografiert:
Christian und ich beim Analysieren der Prints. Foto: Urs Tillmanns

Ein kleiner Blick hinter die Kulissen

Christians Assistentin Angelika und Peter’s Frau Ursula haben während den 4 Tagen ein paar Impressionen festgehalten – allerdings im Gegensatz zu den Testkameras mit Low–Profile–Equipment ;-). Wer Lust hat, kann einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Jetzt ein Blick hinter die Kulissen werfen

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