Eine Frage des Formats

Eine Frage des Formats

In den letzten Jahren sind Mittelformat-Kameras erschwinglicher geworden – die jüngsten Beispiele sind die Fujifilm GFX 100 und die Hasselblad X1D II 50C. Doch lohnen sich der grössere Sensor und die Auflösung überhaupt? Was bietet das Mittelformat noch für Vorteile gegenüber dem modernen Vollformat oder noch kleineren Sensorgrössen? Wir sind mit drei Kameras auf den Furkapass gefahren, um diese Fragen zu beantworten. 

Folgende Kameras haben wir im Gepäck: die Olympus E-M1 Mark II (Micro-Four-Thirds), die Sony A7R Mark III (Vollformat) und die neue Fujifilm GFX 100 (Mittelformat). An jeder Kamera sind Top-Festbrennweiten montiert, um das Potenzial der Sensoren voll auszuschöpfen. 

Gross, aber grossartig
Klar ist sofort: Die GFX ist ein Biest einer Kamera. Alles, was der Stand der Technik hergibt, steckt hier drin – höchste Auflösung, Phasen-Autofokus, In-Body-Bildstabilisator, toller Viewfinder. Es ist die erste Mittelformat-kamera, die sich in der Praxis ähnlich reaktionsschnell und universaltauglich anfühlt wie ein klassisches Vollformat-Flaggschiff. In praktisch allen Belangen ist sie den anderen zwei Testkameras überlegen. Dafür zahlt man einserseits mit Gewicht und Grösse, andererseits mit Geld – denn die GFX ist zwar für ihre Leistung wirklich preiswert, aber trotzdem deutlich teurer als die Mitstreiter mit den kleineren Sensoren. Sie ist zudem nicht die beste Wahl für Sportaufnahmen, denn grössere Sensoren bedeuten grössere Objektive mit mehr Glas, das verschoben werden muss. Das tut die GFX zwar erstaunlich schnell, aber die A7R und die E-M1 sind schneller. Wer eine Kamera für schnelle Bewegungen sucht, ist mit den kleineren Sensorgrössen besser beraten. Und als Reisekamera macht die Olympus mit leichten Objektiven die beste Figur.

Details so weit das Auge reicht
Wozu also die Schlepperei und das verhältnismässig viele Geld? Nun: Das Mittelformat- Bildmaterial spielt schlicht und einfach in einer anderen Liga. Details werden feiner aufgelöst, der Dynamikumfang ist grösser, das Rauschen geringer. Die Unterschiede waren früher zwar grösser, bestehen aber noch heute. Klassische Nachteile des grossen Formats sind hingegen mit der neusten Kamera-Generation fast vollständig verschwunden. Das ist in einem Heft dieser Druckgrösse kaum zu demonstrieren, wir haben es auf der nächsten Seite trotzdem versucht. Ob man die Vorteile der grösseren Sensoren merkt, hängt am Schluss vom Verwendungszweck ab. Doch wer gross druckt und keine Kompromisse eingehen will, für den ist und bleibt Mittelformat die beste Wahl.

Die drei Sensorgrössen im Vergleich. 

Vorteile

  • Klein und leicht (1’400g) 
  • Kompakte Optiken 
  • Schneller Autofokus 
  • Hohe Serienbild-Geschwindigkeit 
  • Sehr wetterfest 
  • Umfangreiche Videofunktionen 
  • Hervorragender In-Body-Stabilisator 
  • Sehr attraktiver Preis 
  • Kompakte Kamera
  • Hervorragender Autofokus
  • Guter Dynamikumfang
  • Gute Auflösung
  • Gutes Rauschverhalten
  • Sehr guter In-Body-Stabilisator
  • Umfangreiche Videofunktionen
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Überragende Auflösung
  • Hervorragender Dynamikumfang
  • Hervorragendes Rauschverhalten
  • Sehr guter In-Body-Stabilisator
  • Wetterfest
  • Hervorragender elektronischer Viewfinder und hinterer LCD
  • Sehr gutes Menusystem

Nachteile

  • Geringster Dynamikumfang
  • Kleinste Auflösung
  • Schlechtestes Rauschverhalten
  • Elektronischer Viewfinder und LCD nicht auf dem neusten Stand der Technik
  • Komplexes Menusystem
  • Grip und Ergonomie nicht optimal
  • Hochwertige Objektive sind schwer
  • Weniger wetterfest als Konkurrenten
  • Hinterer LCD nicht auf dem neusten Stand der Technik
  • Komplexes Menusystem
  • Teuer im Vergleich zu Vollformat
  • Gross und schwer
  • Guter Autofokus, aber im Vergleich trotzdem langsamer
  • Blitzsynchronisationszeit von 1/125s

Um die Unterschiede in der Bildqualität zu zeigen, haben wir die Kameras an ihre Grenze gebracht: Die Bilder sind bei ISO 6400 geschossen und zudem digital zwei Blendenstufen aufgehellt. Sonst sind sie unbearbeitet. Die Originalgrösse der Bilder entspricht in dieser Skalierung etwa DIN A2. 

Fazit: eine perfekte Reisekamera
Die Olympus E-M1 Mark II brilliert als Reise-kamera. Sie ist kompakt und die Bildqualität kann sich für diese Sensorgrösse sehen lassen. Wer eine wetterfeste Kamera mit schnellem Autofokus und geringem Gewicht sucht, die das Portemonnaie nicht zu sehr belastet, wird hier bestens bedient. 

Fazit: toller Allrounder, kaum Schwächen
Die Sony A7R Mark III (und auch die neue Mark IV) ist die eierlegende Wollmilchsau: Sehr gute Bildqualität, hervorragender Auto-fokus, In-Body-Stabilisator und trotzdem kompakt – für 99% der Fotografen ist das moderne Vollformat sicherlich der beste Kompromiss zwischen Bildqualität, Preis und Grösse. 

Fazit: wenn nur das Beste gut genug ist
Fujifilm hat mit ihrer GFX 100 eine kompromisslose Kamera geschaffen. Die Bildqualität ist überragend und fast alle bisherigen Mittel-format-Nachteile fallen weg: Dank In-Body- Stabilisator und gutem Autofokus ist die GFX 100 universaltauglich. Wer das Beste sucht, hat es hier gefunden.