Know-how | Bildgestaltung

Know-how | Bildgestaltung

Eine Aufnahme fasziniert nicht nur dank einer guten Kamera. Die richtige Platzierung des Motivs, die Perspektive des Fotografs oder ein schönes Bokeh machen ein gutes Bild aus und bringen den Betrachter gar zum Staunen. In diesem Know-how-Beitrag erhalten Sie drei wertvolle Tipps für die Bildgestaltung. 

 

Der goldene Schnitt

der goldene schnitt

Die wohl bekannteste «Regel» der Bildgestaltung basiert auf der irrationalen Zahl Phi (1.62 auf zwei Kommastellen gerundet). Diese «goldene Zahl» definiert in der Natur auffällig oft das Verhältnis von Proportionen – zum Beispiel die Höhe des Bauchnabels im Verhältnis zur Körpergrösse. Dieser mathematische und biologische Hintergrund spielt in der fotografischen Praxis ebenfalls seine Rolle: Unser Hirn nimmt Bilder, die nach dem goldenen Schnitt aufgebaut sind, meist als harmonisch und ästhetisch wahr, weil die Proportionen natürlich wirken. Kurz und knapp gilt die folgende Faustregel: Platzieren Sie Objekte und Horizonte in etwa einen Drittel von der einen und zwei Drittel von der anderen Bildkante entfernt. Wie aber bei allen Regeln gilt auch bei der Bildgestaltung: Wer sie einmal verstanden hat, darf sie auch brechen. Zum Beispiel kann man eine Person mal ganz an den Rand setzen, um ein Bild ganz bewusst von der Norm abzuheben – oder eine im See gespiegelte Landschaft genau zentrieren um die Symmetrie noch stärker zu betonen.

Die Perspektive 

Perspektive

Die Aufnahmeperspektive wird als Stilmittel oft unterschätzt. Sie hat aber einen sehr grossen Einfluss darauf, wie ein Bild wirkt. Ein gutes Beispiel ist ein Portrait: ein Foto von oben herab lässt die Person schnell unterwürfig erscheinen. Genau das Gegenteil passiert, wenn die Kamera tiefer steht als das fotografierte Gesicht – das Modell wirkt mächtiger, im schlechten Fall arrogant oder überheblich. Dazwischen liegt das Portrait auf Augenhöhe, das am neutralsten wirkt. All das kann man bewusst als Stilmittel einsetzen, um ein Foto interessanter zu machen. Es lohnt sich deshalb, sich aus der Komfortzone zu begeben – legen Sie sich zum Beispiel mal auf den Boden und fotografieren Sie Ihren Hund auf Augenhöhe. Die zweite Entscheidung ist die Wahl der Brennweite und der Abstand zum Objekt. Kurze Brennweiten vergrössern nahe Objekte und zeigen sehr viel vom Hintergrund. Das wirkt dreidimensional, führt aber auch zu Verzerrungen. Lange Brennweiten bewirken das Gegenteil: Der Hintergrund wird komprimiert, das Bild wirkt flacher.

Das Bokeh

Bokeh

Weit geöffnete Blenden sind eine gute Möglichkeit, einem Bild Tiefe zu geben. Je grösser die Blende, desto dünner wird der Bereich, in dem das Bild scharf ist – Hinter- und Vordergrund werden unscharf und lassen das Bild so dreidimensional wirken. Auch lassen sich so unschöne Hintergründe gut verstecken, da sie nicht mehr klar erkennbar sind. Der Effekt wird stärker, je länger die gewählte Brennweite ist. Angenehmer Nebeneffekt von lichtstarken Objektiven mit grossen Blenden: Sie erlauben kürzere Verschlusszeiten und tiefere ISO-Werte. Entscheidend ist nicht nur die Stärke der Unschärfe – auch Bokeh genannt – sondern auch ihre Qualität. Gute Objektive verwenden oft aufwändige Linsenkonstruktionen und möglichst viele abgerundete Blendenlamellen, um ein ästhetisches Bokeh zu erreichen. So wird die Unschärfe ruhiger, doppelte Konturen werden verhindert und Lichtquellen im Hintergrund sind kreisförmig statt eckig. So sind zum Beispiel die Objektive von Zeiss bekannt für ihr schönes Bokeh.