Interview Peter Coulson – Vom Angler zum Fashion-Fotograf

Light + Byte - Peter Coulson

Der Portrait-, Fashion- und Beauty-Fotograf sowie Vollblut-Aussie Peter Coulson hat sich mit seinen Schwarz-Weiss-Bildern international einen Namen gemacht. Mit seinen Aufnahmen möchte er die Menschen beeindrucken und ihnen etwas zeigen, das sonst nur auf sehr wenigen Fotos zu sehen ist: ausdrucksstarke Augen. Deshalb legt Peter sehr viel Wert auf einen emotionalen Gesichtsausdruck der Models, wobei er die Umgebung so gestaltet, dass der Betrachter nicht vom eigentlichen Sujet abgelenkt wird. Das Motiv steht für ihn an erster Stelle, nicht der Fokus. Erfahre in diesem Interview mehr über den Australier Peter Coulson.

Light + Byte: Wie bist du Fotograf geworden? 

Peter: Als Kind wurde mir eine Kamera zum Geburtstag geschenkt. Ausserdem liebte ich Musik. Als ich älter wurde, gab es dann die sogenannten Alben. Also versuchte ich die Albumcovers von verschiedenen Bands zu fotografieren. Später als ich mit der Kamera meines Vaters, die einen grossen Blitz an der Seite hatte, auf Rock-Konzerte ging, dachten alle, dass ich ein professioneller Fotograf wäre. Daher hatte ich Zugang zum «Moshpit». Da ich nicht wie ein gewöhnlicher Fotograf aussah, mit meiner schmalen Statur, meinen langen schwarzen Haaren und der riesigen Kamera, posierte die Band auf der Bühne nur für mich. Die anderen Fotografen waren natürlich neidisch. Chuck Berry holte mich sogar auf die Bühne und meinte, dass ich die ganze Nacht fotografieren kann. Deep Purple entnahmen mir meine Kamera, machten Fotos voneinander und dann gaben sie sie mir zurück. Ich liebte es einfach. Eine Fotografen-Ausbildung schloss ich nie ab. Ich habe mir alles selber beigebracht. Nach einem Monat verliess ich die Fotoschule, da mir die Art nicht gefiel, wie dieses Wissen vermittelt wurde.

Light + Byte: Deswegen bist du jetzt wohl so erfolgreich.

Peter: Es gibt einen sehr grossen Unterschied zwischen Fotografie und Musik. 

In der Fotografie-Schule gibt es viele Regeln. Wenn ich gefragt habe «warum» sich eine Regel so verhält, konnten die Lehrer nie eine Antwort geben. In der Musik gibt es keine Regeln; nur Richtlinien, die gebrochen werden können. In der Fotografie bekommt man gesagt: «Tu dies, tu das, mach es genauso». So funktionierte mein Gehirn nicht. Daher machte ich Musik, kaufte ein Haus, habe geheiratet und Kinder bekommen. Zu dieser Zeit war ich LKW-Fahrer. So konnte ich das ganze Band-Equipment umherfahren. Nachts fuhr ich mit dem LKW zu unseren Gigs. Als ich aufhörte Musik zu machen, fuhr ich auch keinen LKW mehr, denn ich wurde ins Büro versetzt. Dann machte ich was anderes. Das Leben ging weiter. Aber Fotografie war immer nur ein Hobby. Alles was ich tat war ein Hobby. 

So auch Angeln. Ich war ein Fotograf, ich war ein Angler, ich hatte meine Kamera immer mit dabei. Also schoss ich Bilder für mein Business. Wir boten Fliegenfischen mit «Saltwater Flies» an, die sehr teuer waren. Also schoss ich selbst Bilder für unsere Anzeigen. 

Ein Mitarbeiter von einem Magazin rief mich an teilte mir mit, dass sie aus der einseitigen Anzeige eine zweiseitige Anzeige machen möchten:

«Ja klar wollt ihr das, aber dafür möchtet ihr auch mehr Geld.»

«Nein, nein, wir machen das kostenlos. Wir lieben dieses Bild einfach so sehr, hast du eine grössere Auflösung davon?»

«Ja klar.»

«Wer macht die Anzeigen für dich?»

«Ich mache sie selber.»

«Nein im Ernst, wer macht deine Anzeigen?»

«Die mache ich selber.»

«Woher bekommst du die tollen Bilder?»

«Die schiess ich selber.»

«Wir sind oft mit professionellen Fotografen in Kontakt und dieses Bild ist nicht einfach so geschossen.»

«Ich lüge euch nicht an, ich habe es selbst geschossen.»

Letztendlich haben sie mir geglaubt und ich habe die Bilder für $30,000 verkauft und ich begann für sie zu arbeiten. An einem Montag hatte ich ein Shooting mit einer Firma namens «Columbian Clothing». Wir fotografierten den allerersten Gore-Tex auf der Welt und machten ein echt tolles Bild in der Heide. Dann meinte ich, dass wir noch keine Studiobilder gemacht haben. Das war mein erster Schritt in ein Studio. Ich trat hinein und «Baaang». Später sagte ich zu meiner Frau «Honey, wir werden uns wahrscheinlich trennen. Ich werde Fashion-Fotograf!»

Light + Byte: War deine Frau glücklich darüber?

Peter: Sie sagte «mach was du willst». Wir hatten ein komfortables Leben. Ich verdiente viel Geld, arbeitete aber auch sehr lang. Als ich anfing als Fotograf zu arbeiten, konnten wir nicht mehr auswärts essen gehen. Ich übte mehr als 10.000 Stunden; blieb dran und lernte immer weiter. 

Light + Byte: Also hat dich deine Frau von Anfang an unterstütz?

Peter: Ja, sie hat niemals gesagt, dass ich etwas nicht machen darf. Wobei ich glaube, dass sie es bereut, damals nicht «nein» gesagt zu haben, weil ich nun so viel unterwegs bin. 

Light + Byte: Warum ist Fotografie für dich so faszinierend?

Peter: Ich hoffe, dass Menschen etwas zu Gesicht bekommen, dass sie normalerweise nicht sehen. Beispielsweise versuche ein Bild vom Ausdruck der Models zu machen, welchen nur ganz wenige Menschen auf der Welt sonst sehen können. Ein besonderer Ausdruck kann sein, wenn ein Model ihr Baby zum ersten Mal im Arm hält. Auch der Ausdruck in den Augen einer Frau, wenn ihr Mann ihr nach 20 Jahre Ehe sagt, dass sie die allerschönste Frau auf der Welt sei, ist ein ganz besonderer. Das Model selbst wird diesen Gesichtsausdruck niemals sehen. Ich bemühe mich sehr, diese sehr emotionalen Gesichtsausdrücke abzulichten.

Light + Byte: Was zeichnet deine Fotos aus?

Peter: Viele sind über die Menge an nackter Haut auf meinen Fotos verwirrt. Auf meinen Bildern sieht man nicht viele Brüste, oder? Ich möchte einfach nicht, dass der Betrachter vom Eigentlichen durch ein buntes T-Shirt oder einen Jumper abgelenkt wird, denn all das bringt eine gewisse Stimmung ins Bild. Je mehr ich weglasse, umso weniger kann die Umwelt das beeinflussen, worauf die Menschen schauen sollen. 

Manchmal benutze ich Ying & Yang, zum Beispiel füge ich etwas dem Bild hinzu was dort eigentlich gar nicht sein sollte. 

Ich versuche einfach Fotos zu machen, wo die Leute hinschauen müssen. Auch, wenn sie die Fotos hassen, sie müssen trotzdem hinschauen. Und in der heutigen Zeit sehen wir täglich so viele Bilder. Diesen Wow-Effekt möchte ich erzeugen. Wenn ich nur zwei Sekunden Aufmerksamkeit von jemanden bekomme, habe ich gewonnen. Um dies zu erreichen, probiere ich verschiedene Sachen aus. Ich liebe einfach was ich tue. Es ist mein Hobby, kein Beruf. Ich arbeite sieben Tage die Woche und habe keinen Tag frei. 

Light + Byte: Du hattest bereits erwähnt, dass deine erste Kamera ein Geschenk war. Was für eine Kamera war das?

Peter: Eine Kodac Instamatic. 

Light + Byte: Und heutzutage fotografierst du mit…?

Peter: Im Moment mit der Hasselblad H6 50c, H6 100c, X1D und mit Sony. Ich liebe Sony. Es ist die Zukunft. Mit ihr kann ich den Fokus auf meine Bilder legen und nicht auf die Kamera.

Light + Byte: Wieso hast du dich für Portrait-, Fashion-, Beauty und Art entschieden?

Peter: Landschaftsfotografie ist langweilig. Sie ist zu einfach. Du fährst irgendwo hin und wartest auf die Sonne, aufbrechende Wolken oder einen Sturm. Du tust eigentlich überhaupt nichts – ausser warten. Wenn du Menschen fotografierst, musst du etwas kreieren, eine Geschichte erzählen. Wenn du nichts machst, passiert nichts. 

Light + Byte: Hast du jemals ein männliches Model fotografiert?

Peter: Ja ich fotografiere auch manchmal männliche Models für Commercial Shootings. Ich fotografiere sie jedoch ungern, da sie unsicher sind und Komplexe haben, was es schwer macht mit ihnen zu arbeiten. 

Männer brauchen materielle Dinge, um sich besonders zu fühlen. Frauen sind viel einfacher als Männer. Wenn ich ein wunderschönes Bild einer Frau mache und sie es dann sieht, ist sie einfach zufrieden und sie sieht die Schönheit des Fotos. Wenn ich Männer fotografiere, finden sie es zwar cool, aber sie haben immer etwas an sich zu meckern. 

Light + Byte: Wie wählst du deine Models aus? Hast du bestimmte Präferenzen?

Peter: Ich bekommen Millionen von Nacktbildern zugeschickt. Auf diese antworte ich nicht. Wenn du ein Nacktmodel in Kleidung steckst, fühlen sie sich nicht mehr wohl. Du bekommst kein ordentliches Foto von ihrem Gesicht oder ihren Augen. Ich habe es mit ein paar Mädels versucht, aber es hat nicht geklappt.

«Ich bin ein Augen-Fotograf. Mich interessiert nicht, wie die Models unterhalb ihres Gesichtes aussehen. Es sind die Augen, die ich verkaufe.  

Ich mag das hübsche und nette Mädchen von nebenan nicht. Sie sollte etwas Spezielles an sich haben, eine freche Persönlichkeit, etwas was ich entdecken und aus ihr herausholen kann. Ich fotografiere verschiedene Typen und habe diesbezüglich auch keine Präferenzen. Wenn ich nach ein bis zwei Bildern die Kontrolle über die Augen bekomme, ist es alles, was ich für ein gutes Foto brauche. 

Light + Byte: Wie beurteilst du die Entwicklung der Fashion-Industrie? 

In Australien wird es für mich immer schwieriger Models zu finden, weil es die Modeindustrie nicht mehr gibt. Ich weiss nicht, wie die Zukunft aussieht, aber sie haben bereits grosse Probleme mit Commercial Fotografie auf der ganzen Welt. Es gibt immer noch einige Jobs in der Fashion Industrie, aber wir müssen umdenken. In der Modefotografie hatten wir immer zwei Jahreszeiten Frühling/Sommer und Herbst/Winter. Da wurde immer ein hohes Budget angesetzt für Shootings, Kataloge und Editorials in den Katalogen. Auf einmal machten wir Herbst, Winter, Frühling und Sommer-Shootings, also vier Shootings im Jahr, vier Kollektionen. Der Druck liegt nun auf den Designern und das Budget liegt auch bei ihnen, also gibt es weniger Budget für die Fotografie. Wegen des ganzen E-Commerce und wegen des Internets gibt es nun neue Mode im Januar, Februar, März, April, etc. H&M, Zara und all die anderen wechseln jeden Monat ihr Sortiment. Daher wird niemand mehr 100’000 Dollar in eine Kampagne investieren. Und heutzutage im Instagram-Zeitalter gibt es Insta-Models und Insta-Make-up-Artists, die über keine Fähigkeiten verfügen. Die reichsten Leute auf dieser Welt haben keine Kompetenzen. Schaut euch die «Kardashians» an. Dies sind die heutigen Probleme. Zara bucht keine Models mehr. Sie schicken die Kleidung zu einer Influencerin, die eigentlich gar kein Model ist, also gibt es für Models keine Arbeit. Der einzige Arbeitsmarkt, der für Models bleibt, ist der E-Commerce. Und hier spielt das Gesicht weniger eine Rolle. Wichtig ist, dass sie einen guten Körper haben. Die Models in den Agenturen dürfen nicht zu hübsch sein, sonst beachtet man die Kleidung nicht.

Light + Byte: Wie reagierst du darauf?

Peter: Ich ignoriere es und mache mein Ding. Es wird immer einen Kampagnen-Shoot geben. Es gab einen Kunden, der aus Deutschland nach Australien zwei Mal für einen Shooting-Tag geflogen ist. Man könnte doch meinen, dass es grossartige Fotografen in Deutschland gibt, oder? Denkt an die Kosten für diesen Trip. Es ist genau dieser Punkt: Wenn man anders ist und einen bestimmten Style hat, dann wird man noch gebucht.

Light + Byte: In deinen Workshops hast du deinen sogenannten «Coulson-Style», deine spezielle Lichtführung. Wenn du nun aber Commercial Shoots machst, musst du da bestimmten Richtlinien folgen oder behältst du deinen Style?

Peter: Würdest du sagen, dass ich ein Schwarz-Weiss-Fotograf bin? 

Light + Byte: Ja. 

Peter: 70 – 80% der kommerziellen Shootings sind in Farbe. Sie buchen mich eher für den Ausdruck, den ich den Models entlocken kann. Sie buchen mich aber auch aufgrund meiner Art zu arbeiten und auch meine Art zu belichten. Ich kann schwarz-weiss, aber auch farbige Bilder belichten. Und ich bin sehr schnell. 

Light + Byte: Welche Bedeutung haben Schwarz-Weiss-Bilder für dich?

Peter: Schwarz-Weiss Fotos sind zeitlos. Bei farbigen Bildern siehst du mehr oder weniger aus welchem Jahr es stammt. Bei Schwarz-Weiss-Bildern hast du das Jahr quasi gelöscht, in welchem es aufgenommen wurde. Wenn deine Augen etwas sehen, dass sie nicht jeden Tag zu sehen bekommen, schauen sie länger hin. Das ist das gleiche wie in Makrofotografie, Luftaufnahmen, Slow-Motion- oder, Super-Fast-Motion-Videos. Man sieht mit den Augen nicht schwarz-weiss. Es ist also ein Bild und nicht die Realität. Manchmal bin ich verwirrt, wenn ich an die Tage denke, als ich noch Filme drehte. 80% der Fotografen haben Schwarz-Weiss-Bilder aufgenommen. Seitdem alles digital ist, fotografieren alle nur noch in Farbe. Wo haben wir mit der Fotografie begonnen? Mit Schwarz-Weiss-Fotos. Fähigkeiten, die man beim Fotografieren in Schwarz-Weiss- gelernt hat, haben aus dir einen guten Fotografen gemacht. Immer mehr Fotografen haben diese Kompetenzen verlernt. 

Ich kann mit dem manuellen Fokus das fokussieren was ich möchte. Und in vielen Fällen fokussiere ich nicht die Augen. Sondern darauf, was das Foto am besten macht. Ein anderer Punkt: Fast jeder sagt, wenn er über alte Kameras redet, wie gut die alten Objektive waren. Heutzutage kann man die alten Objektive an seine Sony dranstecken. Wie viele Leuten machen das tatsächlich? Es ist schrecklich. Geringer Kontrast und optische Probleme. Aber selbst damals habe ich Vaseline auf die Linsen geschmiert. Oder möchtest du, dass das schärfste Objektiv der Welt jede einzelne deiner Poren aufnimmt? Ich liebe die Zeiss Otus Objektive. Sie sind so scharf und haben den besten Kontrast, aber wenn ich ein Beauty-Shooting mit diesen Linsen machen würde, würdest du die Bilder nicht mögen. Wenn ich ein bisschen defokussiere, wird die Haut klarer und es entsteht ein schöner Bokeh. Das machen die besten Fotografen, auch Pete Lindburgh machte dies. All diese Arbeiten haben eine Bewegungsunschärfe.

Light + Byte: Sind deine Models immer jung oder hast du auch schon 60- ,70-Jährige geshootet?

Peter: Ich würde liebend gerne ältere Frauen fotografieren – tatsächlich bekomme ich immer häufiger die Möglichkeiten dazu. In Australien gibt es eine 50-jährige Prominente Gambel. Ich liebe es mit ihr zu arbeiten. Ich bin nicht wirklich daran interessiert, zu junge Mädchen zu fotografieren, da sie keine Erfahrung haben, nicht viel erlebt haben, da steckt nichts hinter ihren Augen. Diese Mädchen hatten noch keinen miesen Ehemann, keinen miesen Freund. Sie haben noch nicht viel Drama in ihrem Leben erlebt, dass man aus ihnen herausholen kann, um Erfahrung und Emotionen zu zeigen. Ich bevorzuge es Menschen zu fotografieren, die älter als 25 Jahre sind. 

Es gibt da ein relativ bekanntes Model in Australien. Als ich sie zum ersten Mal fotografiert habe, war sie 11 Jahre alt. Jetzt ist sie 15 Jahre und ich habe sie vor kurzem erneut fotografiert. Aber ich werde sie vorerst nicht mehr fotografieren. Sie ist einfach zu jung. Ich kann aus ihr nichts herausholen. Sie ist zu süss, zu nett. Ich brauche in meinen Bildern mehr Tiefe. Sie war zu sauber. Models brauchen einen gemeinen Freund. Daher rate ich allen Models «sucht euch einen miesen Freund». 

Light + Byte: Wer oder was ist deine Inspiration?

Peter: Mich inspiriert so viel. Ich kann es nicht auf eine Sache beziehen. Aber, wenn es um die Kreativität geht, liebe ich Helmut Newton, ich liebe Patrick Demarchelier, Peter Lindbergh, Richard Avedon, Irvin Penn. Arbeiten von diesen Fotografen bewundere ich. 

Die Bilder von Kate Moss sind grossartig. Ich könnte sie ewig betrachten. Da ist so eine Tiefe in den Bildern von Kate Moss. Sie sieht so toll aus. 

Dann inspirieren mich Menschen wie Quentin Tarantino. Er ist so tapfer, ich liebe ihn. Denkt nur an den Film «Django». Er ist so politisch inkorrekt und niemand hindert ihn daran, weil er es auf die richtige Art macht. Er zeigt der Welt, dass es eben solche Menschen gibt. Ich liebe die Art seiner Dialoge, wie tiefgründig sie werden. Und die Visualisierungen in seinen Filmen sprechen mich wirklich an, obwohl ich keine Landschaften fotografiere, aber ich bewundere es wie er so viel Gefühl in seine Filme bringt. 

Teilweise inspirieren mich die dämlichsten Sachen auf der Welt. Beispielsweise habe ich vor ein paar Jahren in Brüssel zwei Frauen gesehen, die zwei riesige Blumensträusse getragen haben. Das Einzige woran ich in diesem Moment denken konnte, waren nackte Frauen, die mit Blumen übersäht, die Strasse entlanglaufen. Das ist auf meinem Moodboard und irgendwann werde ich das auch fotografieren. So etwas inspiriert mich. 

Ich sehe etwas und werde mich für immer daran erinnern. Ich habe sehr viele Moodboards, aber leider habe ich nicht genug Zeit dafür und ausserdem muss ich noch das richtige Model dafür finden. 

Light + Byte: Was ist das Wichtigste an deinen Shootings, abgesehen von deiner Kamera und den Models?

Peter: Das Licht. Jedoch arbeite ich komplett anders als die meisten Fotografen. Für die meisten Fotografen ist das Wichtigste der Fokus, das Zweitwichtigste ist die Belichtung und am wenigsten wichtig ist das Motiv. Irgendetwas stimmt da nicht, oder? 

Light + Byte: Arbeitest du mit Blitzlicht oder auch mit natürlichem Licht.

Peter: Ich arbeite bei meinen persönlichen Projekten zu 60% mit natürlichem Licht. Bei kommerziellen Shootings arbeite ich etwa zu 70% mit Blitzlicht. Wir wissen einfach nicht, wie das Wetter am Shooting-Tag sein wird. Aber bei vielen Shootings versuche ich einen natürlichen Lichteffekt zu kreieren. Ich habe damit begonnen eine Mischung aus beiden Lichtern zu benutzen. Zum Beispiel nutze ich das natürliche Licht als Hauptlicht und den Blitz um einen Akzent auf die Haare zu setzen. Aber es soll trotzdem so aussehen, als sei es ein natürliches Bild, als ob die Sonnenstrahlen durch das Fenster scheinen.

Light + Byte: All das hast du dir selber beigebracht?

Peter: Genau, durch meine Fehler habe ich gelernt und durch 10’000 Stunden Praxis. 

Am wichtigsten beim Fotografieren ist das Motiv also der Gegenstand bzw. das Model, das zweitwichtigste ist die Belichtung und dann erst kommt der Fokus. Nicht der Fokus macht ein tolles Bild aus, sondern das Motiv.

Light + Byte: Was würdest du einem unerfahrenen Fotografen raten, um erfolgreich zu werden?

Peter: Es war für Kreative noch nie so einfach berühmt zu werden. Damals zu Bandzeiten mussten wir zunächst gut genug sein, um einen Plattenvertrag zu bekommen. Dann brauchte es einen Produzenten, der den Sound ändert und die Band «neu erfindet». Danach ging es zum Radio, wo der Programm-Manager sagen wird «nein, das ist nichts für uns» und fertig. Da hat man keine zweite Chance bekommen. Eine Person hat über dein Schicksal entschieden. Heute kann jeder Musiker seine Musik auf Soundcloud oder YouTube oder sonst wo hochladen. Wenn dich die Leute mögen, wirst du extrem schnell durch die Decke gehen. Da entscheidet nicht nur eine Person. 

Light + Byte: Und so ist es auch bei der Fotografie?

Peter: Genau. Ich weiss nicht wie es hier ist, aber selbst in Australien kämpfen Top-Fotografen, die schon für Vogue gearbeitet haben, ums Überleben. Niemand hat von denen gehört und wenn man auf ihre Instagram Seiten schaut, dann haben die Bilder nur 10 Likes. Jemand anderes hatte entschieden, dass derjenige ein guter Fotograf ist und nicht die Masse. Wie wurde z.B. Justin Bieber berühmt? Über YouTube. Das Knifflige daran ist, die Social Media Plattform zu finden, die für dich am besten funktioniert und dann zeige der Welt, was du kannst. Es ist so einfach. Und wenn du gut bist, werden die Leute beginnen, dich zu buchen. Wenn du nicht gut bist, wirst du nicht gebucht. So einfach ist das.